Dienstagmittag ging es gemeinsam mit unseren Eltern, die uns
begleiten, in Richtung Frankfurt/Main los. Nach nur zwei kleineren, nicht
weiter erwähnenswerten Zwischenfällen wurde der Flughafen unplanmäßig zeitig
erreicht. Folgerichtig stellte sich die Frage, was man mit der vielen Zeit tun
sollte. Dennoch versuchten wir zeitig mit dem Eincheck-Prozess zu beginnen.
Leider scheiterte der Versuch am Automaten einzuchecken hoffnungslos. Beim
entscheidenden Schritt fehlte der Pass der Mutter. Diese hatte ihn in Erwartung
unangekündigter Passkontrollen auf die Toilette mitgenommen und erschien erst
pünktlich nach dem Timeout des Geräts wieder. Alle weiteren Versuche
verweigerte der Automat hartnäckig. Der Mann am richtigen Check-in erklärte uns
später, dass man sich köstlich über uns amüsiert habe, da der Automat einem nur
genau einen Versuch lässt. Zum Glück gibt es Ossis, sonst hätten die nix zu
Lachen auf dem Flughafen … aber denen würde das Lachen heute schon noch
vergehen.
Da ich es als günstig erachtete, CO2-Kartuschen für etwaige
Reifenschäden mitzunehmen, hatte ich mich umgehend über die Modalitäten von
deren Mitnahme im Flugzeug informiert. Nach den entsprechenden Richtlinien sind
zwei in Schwimmwesten eingeschraubte Kartuschen sowie zwei Ersatzkartuschen für
einen nicht näher spezifizierten Einsatzzweck erlaubt – auch im Handgepäck. An
dieser Stelle muss man sich wundern. Ein Messer mit einer Klinge unter 7 cm ist
erlaubt, genauso wie Kartuschen mit unklarem Inhalt. Bei einem Korkenzieher am
Taschenmesser hört allerdings der Spaß auf, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.
Aber sei’s drum: Erlaubt ist erlaubt. Das einzig dafür Notwendige ist die
Erlaubnis der Fluggesellschaft. Meine E-Mail-Anfragen und telefonischen
Versuche wurden im Vorfeld gekonnt von der Fluggesellschaft ignoriert, weshalb
der Mann am Check-in-Schalter konsultiert wurde. Dieser gab grünes Licht; eine
weitere schriftliche Bestätigung sei nicht erforderlich. Voller Optimismus
wurden die acht Kartuschen auf uns vier aufgeteilt. An der Sicherheitskontrolle
ordneten sich Immanuel und meine Mutter links ein; mein Vater und ich rechts.
Wir sahen praktisch sofort, dass sich eine Traube von Sicherheitsleuten um
unsere Rucksäcke bildete. Bei den anderen beiden war die Situation nicht
anders. Nach längerer Beratung wies man uns an, den Rucksack zu öffnen und die
Kartuschen vorzuzeigen. Nach Benennung des Einsatzzweckes waren wir schon mal
mit vier Kartuschen durch. So einfach ist das also. Denkste! Auf der anderen
Seite wurde die Menschentraube größer. Ich gesellte mich unauffällig dazu um
die Lage zu peilen. Eine Aussage jagte die nächste. „Eine Kartusche in der
Schwimmweste ist zulässig“, „Eine Kartusche in der Schwimmweste und eine
Reservekartusche sind zulässig“, „Vier Kartuschen ohne weitere Einschränkungen
sind zulässig“, „Reservekartuschen sind nur zulässig, wenn schon Kartuschen in
Schwimmwesten eingeschraubt sind“, „Kartuschen sind gar nicht zulässig“,
„Kartuschen gehen nur im Aufgabegepäck“, usw. und sofort. Offensichtlich kannte
man sich ganz hervorragend im eigenen Regelwerk aus, welches ich in weiser
Voraussicht sogar in gedruckter Form mitgenommen hatte. Man entschied dennoch,
den „Chef“ zu holen. Dieser zeigte Verständnis für unsere Situation; bestätigte
die von mir recherchierte Regelung; ließ uns aber trotzdem nicht passieren, da
er einen Stempel mit Genehmigung der Fluggesellschaft brauchen würde. Also
wurde Immanuel mit dem Auftrag diese Genehmigung einzuholen zurück zum
Check-in-Schalter geschickt. Dort eröffnete man ihm, dass man keinen Stempel
habe. Man gab ihm den Hinweis, dass die Kartuschen im Aufgabegepäck kein
Problem wären. Man würde dieses auch kostenfrei einchecken. Also passierte er
nun zum zweiten Mal die Sicherheitskontrolle um eine Tasche zu holen (davon hatten
wir genug). Das Sicherheitspersonal gab uns allerdings zu verstehen, dass man
die Kartuschen auch aus dem Aufgabegepäck entfernen würde. Auch werde man
Beschwerde über das inkompetente Personal am Check-In-Schalter unserer Airline
einlegen. Um dem Ganzen ein Ende zu bereiten, ließen wir uns die vier
konfiszierten Kartuschen wieder geben um sie zurück ins Auto zu bringen.
Dorthin machten sich Immanuel und ich nun auf den Weg. Wir wollten es
allerdings noch einmal am Check-In-Schalter probieren. Der Mann dort verkündete
sofort, dass er Beschwerde über das inkompetente Personal an der
Sicherheitskontrolle einlegen werde. Außerdem meinte er, dass dieses wohl am
Vortag ausgetauscht worden sei. Er holte seine „Chefin“. Diese informierte uns,
dass angeblich seit Montag (ich hatte die entsprechenden Dokumente am Sonntag
ausgedruckt) eine neue Richtlinie aktuell sei, nachdem Kartuschen nun nur noch
im Aufgabegepäck zulässig seien. Dennoch drückte sie uns irgendeinen Stempel
(dieser enthielt nicht einmal den Namen der Fluggesellschaft) auf ein weißes
Blatt Papier und kritzelte irgendetwas Unleserliches dazu. Voller Optimismus
begaben wir uns erneut zur Sicherheitskontrolle. Bereits beim Vorzeigen des Boardingpasses
wurde Immanuel eingehend befragt, da er sich ja nun schon zum dritten Mal hier
befand. An der Sicherheitskontrolle genügte dann ein „Wir sind die mit den
Kartuschen“ und man wusste bescheid. Man schaute sich unser Dokument an und
erklärte unseren persönlichen „Passierschein A38“ (vgl. https://www.youtube.com/watch?v=lIiUR2gV0xk
) für gültig. Entgegen der landläufigen Meinung ist es also möglich, Kartuschen
im Flugzeug zu transportieren. Man sollte aber etwas eher am Flughafen
erscheinen, was wir ja außerplanmäßig getan hatten. Nach der Aktion gingen wir
quasi direkt zum Boarding über. Man hatte uns selbstverständlich die
Passierscheine 44A, 44C, 44D und 44E ausgestellt, was einen sehr kurzweiligen
Platz an den hinteren Toiletten bedeutete. Weiter Zwischenfälle hielten sich vorübergehend
in Grenzen.
Nach der Landung am nächsten Morgen, wurde der Mietwagen in
Empfang genommen. Zwei Mann und die Radkisten passten auf den Millimeter genau
hinein. So machten sich mein Vater und ich auf den Weg ins reichlich 50
Kilometer entfernte mutmaßliche Quartier, während der Rest am Flughafen
zurückgelassen wurde. Richtungswechsel nach links deutete ich dabei stets durch
Scheibenwischen auf höchster Stufe an, während einmaliges Wischen einen
Richtungswechsel nach rechts bedeutete – ein Hoch auf den Linksverkehr! Am
Quartier angekommen wusste niemand von uns. Man musste wieder den Chef rufen,
der nach 15 Minuten kam und auch gleich Bescheid wusste: „The bad news: Due to
a failure in the booking system, I have no accomodation for you. The good news:
I have organized alternative accommodations.“ Das erste Mal in seinem Leben
(und auch das erste Mal in meinem Leben) war eine Buchung über booking.com
schief gegangen. Er versicherte uns glaubhaft erst zwei Tage vor unserer
Ankunft über unsere Buchung (die wir ja vom System bestätigt bekommen hatten)
informiert worden zu sein. Seine Frau wäre am Tag davor kurz vor dem
Nervenzusammenbruch gewesen. Eigentlich wären wir vier Tage bei ihm in der
Lodge gewesen. Daraus wurden jetzt je zwei Tage in zwei verschiedenen
Unterkünften (mit stark unterschiedlicher Qualität, wie wir mittlerweile
wissen). Zurück am Flughafen drehten wir 20 Minuten lang Ehrenrunden um den
verabredeten Treffpunkt (BP-Tankstelle), da sich uns der Zufahrtsweg nicht
erschloss. Aber schließlich lösten wir auch dieses Problem.
Heute holten wir völlig zwischenfallsfrei unsere
Startunterlagen ab und morgen geht’s dann mit dem Prolog los … hoffentlich
zwischenfallsfrei ;)
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